Die Nerven wurden strapaziert

Am vergangenen Wochenende kam es in der Lilienthaler Schoofmoorhalle mit dem Derby zwischen den Lilienthaler Wölfen und dem TV Eiche Horn zur wohl vielversprechendsten Partie der 2. Bundesliga Nord/West. Letzten Endes konnten sich die Hausherren in der Verlängerung mit 6:5 durchsetzen und einen durchaus gelungenen Saisonstart feiern.

Doch dass diese Partie einen solch dramatischen Verlauf annehmen und die Nervenkostüme der 78 Zuschauer derart strapazieren würde, war anfangs nicht unbedingt abzusehen.

Durch einen Fernschuss von Hannes Röttger konnten die Wölfe bereits in der 2. Spielminute in Führung gehen. In Anschluss an dieses frühe Ausrufezeichen dominierten die Gastgeber das Spiel zwar durch sicheren Ballbesitz, kreierten sich aber kaum konsequente Offensivaktionen. Die Möglichkeit des Ausgleiches durch eine aus einem Wechselfehler resultierende Zwei-Minuten-Strafe nutzten die Bremer dann auch prompt aus. Kaum eine Minute später gelang Noah Ehrenfried sogar der Führungstreffer für die Gäste. Auch danach änderte sich am Gesamtbild
nichts: Die Wölfe blieben spielbestimmend, gerieten aber permanent durch gezielte und gekonnte Angriffe der Horner in Gefahr. Mit einem 1:3-Rückstand ging es schließlich in die erste Drittelpause.

„Im ersten Drittel waren wir sehr harmlos, haben uns in der Defensive zurückgehalten und viel mit dem Stock gearbeitet und dadurch relativ viele Stockschläge gegen uns gepfiffen bekommen. Das hat Tempo aus unserem Spiel genommen. Außerdem hatten wir nicht so die Präsenz auf dem
Feld“, resümiert Wölfe Headcoach Lukas Bieger den ersten Spielabschnitt.

Im 2. Drittel nahmen die Wölfe das körperbetonte Spiel der Horner an. Auch wenn es zunächst eine Zwei-Minuten-Strafe von Eiche brauchte, um den 2:3-Anschlusstreffer zu erzielen, kamen die Wölfe immer besser ins Spiel. Die Kombination aus einem konsequenten Abfangen der gegnerischen Konter und den glanzvollen Paraden des Best-Players Milan Urumovic sicherte den Wölfen einen zweiten Spielabschnitt ohne Gegentor.

Mit einem ausgeglichenen 3:3 ging es ins entscheidende Schlussdrittel. In diesen geladenen 20 Minuten hätte man sich gewünscht, die Schoofmoorhalle wäre wie in „normalen Zeiten“ mit 300 Zuschauern gefüllt, denn das, was dem Publikum geboten wurde, war Floorball pur. Zunächst gerieten die Gäste des TV Eiche Horn nach einer Unaufmerksamkeit der Wölfe-Abwehr durch Marcel Westermann mit 3:4 in Führung. Drei Minuten vor Schluss vollendete Noah Ehrenfried noch einen ausgespielten Konter, der die Niederlage der Wölfe nun endgültig
besiegelt haben sollte.

Folglich nahm Coach Lukas Bieger das Timeout. „Ich habe gesagt, dass ein Spiel erst dann zuende ist, wenn die Uhr klingelt. Und dass es immer darum geht, weiterzumachen. Gerade in so einem Spiel zu Hause“, fasst Bieger seine Worte zusammen, die er seinem Team mitgegeben hatte. Damit in den letzten Spielminuten mit einem Mann mehr auf dem Feld optimal Druck
ausgeübt werden kann, agierten die Wölfe ohne Torwart. Erst eine Minute vor Schluss gelang Erik Ebbinghaus durch ein energetisches Nachsetzen das 4:5.

Bis 13 Sekunden vor Schluss lag das junge Team der Wölfe in Rückstand, ehe Dennis Heike seine Mannschaft mit einem Fernschuss ins obere rechte Eck in die Verlängerung rettete. In dieser erzielte Luis Moes schließlich das entscheidende Tor zum 6:5-Endstand. Trotz des schwankenden
Spielverlaufes ist Bieger sehr zufrieden mit seinem Team: „Wir konnten uns in schwachen Phasen steigern und haben gezeigt, dass mit uns immer zu rechnen ist.“

Dieses Derby hielt was es versprach: harte Zweikämpfe, hitzige Situationen und viele Emotionen. Und diese Attribute machen Vorfreude auf den 22. November, wenn die Wölfe im Bremer „Schuhkarton“ auf den Lokalrivalen aus Horn treffen.

>> Spielprotokoll

Geschrieben von Jan Heydenreich.

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