“Beim TV Lilienthal stimmt einfach das Gesamtpaket.”
Andreas Blankenstein seit einem Jahr Cheftrainer der Lilienthaler Wölfe
Lilienthal. Pünktlich zu seinem einjährigen Jubiläum als Cheftrainer der Lilienthaler Wölfe konnte Andreas Blankenstein seinen ersten Titel feiern. Am 1. Juli 2012 gewann seine Mannschaft die Deutsche Meisterschaft Herren Kleinfeld 2012 vor dem heimischen Publikum in der Lilienthaler Schoofmoorhalle. In einem Interview zog Blankeinstein eine erste Zwischenbilanz, schildert seine Philosophie und seine zukünftigen Projekte.
TV Lilienthal Floorball: Hallo Andreas! Erst einmal „Herzlichen Glückwunsch!“ zu Deinem einjährigen Jubiläum. Am 1. Juli 2011 hast Du Deine Arbeit als Cheftrainer des Bundesliga-Aufsteigers, den Lilienthaler Wölfen, begonnen. Was waren damals Deine Beweggründe nach einer längeren Auszeit, wieder als Coach aktiv zu werden?
Andreas Blankenstein: Das frage ich mich eigentlich auch. Ich bin mit Leib und Seele Trainer und habe die Arbeit mit einem Team sehr vermisst. Der TVL offenbarte sich als Verein mit viel Herzblut und Leidenschaft. Sie sind in der gesamten Organisation, dem Marketing und auch mit dem Betreuungsangebot perfekt aufgestellt (Mental-Trainerin, Physiotherapeut, Torwarttrainerin und Betreuer). Dazu gab es natürlich die große sportliche Herausforderung aus einem soliden Zweitligateam ein echtes Bundesliga-Team zu formen und dort zu bestehen. Beim TVL stimmt einfach das Gesamtpaket.
TV Lilienthal Floorball: Magst Du eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen? Was konntest Du von Deinen Absichten vor einem Jahr bislang umsetzen, welche Höhen und Tiefen hast Du erlebt? Wie ist das „Vereinsleben“ im TV Lilienthal?
Andreas Blankenstein: Kurz? Die Mannschaft kam auf mich zu und wollte eine Bundesliga-Mannschaft werden. „Leider“ haben sie bis dahin nur geahnt, was auf sie zukommt. Die Bundesliga ist keine Feierabend-Beschäftigung und man benötigt nicht nur den Willen zur Organisation (jedes Wochenende unterwegs), sondern auch den Willen zur sportlichen Leistung und zum verantwortungsvollen Umgang mit sich selbst. Das ist mit Alkohol, Rauchen und schlechter Ernährung kaum zu bewerkstelligen. Wir sind ein kleines Team (12 Feldspieler) und trotz des tollen Umfeldes sind wir finanziell nicht so leistungsfähig wie andere Teams. Das bedeutet: Während andere Teams Legionäre verpflichten, müssen wir uns in die Pflicht nehmen und aus jedem Spieler das Maximum rausholen. Das war jedem irgendwo klar, aber es dauerte bis sich die Erkenntnis auch im Alltag durchgesetzt hat. Die Mannschaft und die Spieler sind heute mit dem Stand vor einem Jahr kaum noch zu vergleichen.
TV Lilienthal Floorball: Wie sehen Deine kurz-, mittel- und langfristigen Ziele aus?
Andreas Blankenstein: Wir wollen uns mit der Mannschaft in der Bundesliga behaupten. Eine Saison wie die letzte zu spielen, ist anfangs möglich, aber auf Dauer kann es kein Ziel sein immer im letzten Moment dem Abstieg von der Schippe zu springen. Mir als Trainer liegt es am Herzen, dass sich die Spieler weiter in Richtung „Sportler“ entwickeln und die Mannschaft sich so von einer Breitensportmannschaft mit Leistungsorientierung zu einer echten Leistungssportmannschaft entwickelt. Ich glaube, dass sich dann die Erfolge in der Liga automatisch einstellen. Dazu müssen aber Trainingsmethoden und Übungen entworfen werden, die diesem gerecht werden. Das ist eine spannende Herausforderung.
TV Lilienthal Floorball: Nun zu Deiner Person. Wie würdest Du Deinen Trainer-Charakter beschreiben? Bist Du eher der ruhige Thomas Schaaf-Typ oder doch der pulsierende Trapattoni?
Andreas Blankenstein: Keine Ahnung. Ich würde manchmal schon gerne Ausflippen wie Trapattoni. Aber ich muss dann eben auch akzeptieren, dass ich als Trainer nicht alles beeinflussen kann, vor allem nicht im Spiel. Wir versuchen mit sehr jungen Leuten mit viel Einsatz, Laufarbeit und schnellem Umschalten erfolgreichen Floorball zu generieren. Im Fußball schafft das derzeit nur der BVB. Dazu haben die einen Trainer, der absolut bekloppt ist. Das passt schon eher.
TV Lilienthal Floorball: Wie sieht Deine Vorstellung von einem perfekten Floorball-Sportler aus? Welche Spielphilosophie vermittelst Du Deinen Spielern?
Andreas Blankenstein: Den perfekten Floorball-Sportler? Den kann es eigentlich nicht geben, da sich die Anforderungen im Sport ständig verändern. Wir sehen, dass der Sport in den skandinavischen Ländern härter wird. Körperlos ist Floorball da schon lange nicht mehr. Insofern entwickelt sich ein physischer Spielertyp der mittlerweile mit Handball-Spielern vergleichbar ist – nur schneller und explosiver. Die Physis wird hierzulande aber noch weitestgehend unterschätzt, vernachlässigt oder sogar belächelt. Es wir viel Wert auf lustige Stocktricks gelegt, ein wenig Taktik und – wenn es geht – auf Legionäre, viel zu selten setzen wir bei unseren Spielern auf hohes Tempo und Physis. Es ist deswegen auch bemerkenswert, dass Schiedsrichter selten Stockschläge pfeifen, aber dafür oftmals korrekte körperliche Zweikämpfe unterbinden. Da muss sich in Deutschland noch einiges tun.
TV Lilienthal Floorball: Damit wären wir auch schon am Ende. Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen Dir weiterhin maximalen Spaß und Erfolg an und bei der Arbeit. Bis zum nächsten Jubiläum!
Andreas Blankenstein: Vielen Dank!